Angesichts der gegenwärtigen Pandemie wäre es wohl ohnedies kein rauschendes Fest geworden
Und so nimmt man es im Wiener Theater Drachengasse gelassen, dass die Feier „Frech, wild und wunderbar – 40 Jahre Theater Drachengasse. 40 Jahre Theater von Theatermacherinnen“ am Freitag nicht mit Publikum vor Ort, sondern als live gestreamte Veranstaltung mit ausgewählten Talk-Gästen über die Bühne gehen muss. Ein großes Fest im kleinen Theater könnte im Frühjahr nachgeholt werden.
Dem Theater gehe es den Umständen entsprechend gut, beschreibt Katrin Schurich, die mit Beate Platzgummer eine Leitungs-Doppelspitze bildet, die aktuelle Situation. „Die Hilfsmaßnahmen haben uns ganz gut aufgefangen.“ Zwar habe man das Angebot vor allem bei Konzerten und Gastspielen reduzieren müssen, doch komme man halbwegs über die Runden. „Unser Publikum trägt die Maßnahmen sehr gut mit. Trotzdem ist der Besuch insgesamt eher zögerlich geworden.“
Aber nicht nur deshalb träfe eine behördliche Reduktion der Platzkapazitäten die Bühne, die bei den letzten diesbezüglichen Maßnahmen vor einem Jahr nur 26 Plätze im kleinen Raum „Bar&Co“ und 40 Plätze im Hauptraum anbieten konnte, derzeit nicht besonders hart. Man habe sich nämlich dazu entschlossen, erst wieder im Jänner aufzusperren, so Schurich gegenüber der APA. Der Neustart soll am 17. Jänner mit der Publikumspremiere von „Das weiße Dorf“ erfolgen. Das in Brasilien spielende Stück der Oberösterreicherin Teresa Dopler durfte im Jänner 2021 nur der Presse gezeigt worden – und heimste prompt eine Nestroy-Nominierung ein.
Am Freitag (10. Dezember) sind die bisherigen Direktorinnen in einer von Kabarettist Severin Groebner versammelten Gesprächsrunde zu Gast: Emmy Werner, die das Theater 1981 gegründet hat und 1988 als Direktorin ans Volkstheater Wien berufen wurde; Eva Langheiter, die danach im Dreier-Team mit Johanna Franz und Verena Kanaan, später im Doppel mit Franz die Bühne leitete; Katrin Schurich, die 2014 übernahm und sich die Leitung seit 2016 mit Beate Platzgummer teilt.
Die Schwerpunkte hätten sich in den vier Jahrzehnten des Bestehens nicht geändert, sagt Schurich. „Wir sind Feministinnen aus Überzeugung. Frauenförderung heißt bei uns aber nicht, dass wir die Männer ausschließen. Gleichzeitig versuchen wir auch die Praxis der Produktions- und Arbeitsverhältnisse zu ändern.“ Gerade in diesen Bereichen gebe es mit geteilten Autorenschaften oder kollektiven Produktionen sehr interessante Entwicklungen. „Besonders wichtig ist für uns die Nachwuchsförderung.“
Deswegen sind zum Online-Gespräch über „Geschichte(n) und Besonderheiten der Drachengasse“ mit Milena Michalek, Sandra Schüddekopf und dem zuletzt mit der Drachengasse-Produktion „Der Anfang, das Ende“ ebenfalls Nestroy-nominierten Franz-Xaver Mayr auch drei junge Regie-Kräfte eingeladen, „die für unsere derzeitige Phase sehr wichtig sind“. Denn, so heißt es im aktuellen Mission-Statement des Hauses: „Das Theater Drachengasse ist ein Ort der gelebten Lust am Risiko, ein Ort der selbstverständlichen emanzipatorischen Praxis weiblichen Theatermachens, ein Ort der Chancen für junge Theatermacher*innen und ein Ort der leidenschaftlichen Zeitgenossenschaft.“
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