„Ich bin nicht nur Kurrent, sondern auch mein eigener Konkurrent. Ein verhinderter Architekt.
Unter Architekten ist Kurrent fast eine Legende. Als Mitglied der „arbeitsgruppe 4“ machte er in der noch jungen Zweiten Republik moderne Architektur wieder salonfähig. Mit einer Kirche! Ab den 1950er Jahre Wortführer der Gegenwartsarchitektur propagierte er in einer Reihe von Ausstellungen das vergessene Erbe von O. Wagner, A. Loos, und J. Frank.
Wenn nötig, erhob der Kritiker und Urbanist Kurrent seine Stimme – etwa gegen Hochhausbau in Wien Mitte.
Friedrich Kurrent studierte an der Akademie der Bildenden Künste Wien Architektur bei Clemens Holzmeister, 1950 gründete er mit Wilhelm Holzbauer, Otto Leitner und Johannes Spalt die arbeitsgruppe 4, die mit ihren Bauten und Ausstellungen die österreichische Nachkriegsära prägte. 1965 war er Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, von 1973 bis 1996 lehrte er als Professor an der Technischen Universität München.
In Wien war Kurrent einer der Ersten, die sich gegen die Zerstörung architektonischer Schlüsselwerke der Neuzeit einsetzten. Die Otto-Wagner-Pavillons am Karlsplatz, das Semperdepot und das Wittgensteinhaus verdanken auch ihm ihr Überleben.
Im Streit um die Projekte Wien Mitte und Heumarkt meldete er sich als Hochhausgegner zu Wort. Nur die Realisierung seines Herzensprojekts, die Errichtung einer Synagoge am Wiener Schmerlingplatz, blieb ihm verwehrt.
Unter dem Titel „Ohne Geschichte keine Zukunft“ würdigte ihn das Architekurzentrum Wien im September anlässlich seines 90. Geburtstags. Wie kaum ein anderer stehe Kurrent für den kulturellen und gesellschaftlichen Aufbruch im Österreich der 1960er-Jahre, so die ÖGFA. Friedrich Kurrent, schrieb sein Weggefährte Friedrich Achleitner, „ist ein Moralist von der unbestechlichen, aber auch anstrengenden und unbequemen Art, dem man nicht leicht verzeihen kann, dass er meist recht hat“.
Am 10.01 ist Friedrich Kurrent im Alter von 90 Jahren gestorben.
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