Österreichs Chefrevitalisierer Manfred Wehdorn ist 80

Ohne Manfred Wehdorn hätten die meisten geschichtsträchtigen Bauten der Republik kein so frisches Antlitz.

Der Architekt – unbestritten der wichtigste Revitalisierer und Denkmalpfleger Österreichs – feiert am heutigen Sonntag seinen 80. Geburtstag. Und dass er nicht nur seine Objekte, sondern auch sich selbst noch lange nicht beim alten Eisen sieht, zeigt Wehdorns ungebrochenes Engagement – zuletzt etwa bei der Wiederbelebung des legendären Wiener Gartenbaukinos.

Das ist aber nur der vorerst letzte Eintrag auf der langen Projektliste des gebürtigen Wieners. Das Spektrum reicht hierbei von der Wiederherstellung der Redoutensäle der Hofburg nach dem Brand über die Restaurierung der Spanischen Reitschule bis hin zu Schloss Schönbrunn. Es umfasst die Neuplanung des Museumsquartiers und die Revitalisierung der Simmeringer Gasometer und der alten Kaiserstation der U4 ebenso wie die Renovierung der Rossauer Kaserne, die Ertüchtigung der Brunnen von Schloss Belvedere und nicht zuletzt des Stadtpalais Liechtenstein.

Auch für die erfolgreiche Bewerbung der Wiener Innenstadt für die Liste des UNESCO-Welterbes zeichnete Wehdorn einst mitverantwortlich. Zugleich ist Wehdorn, der bis zu seiner Emeritierung 2012 Professor an der TU Wien war, längst nicht auf den Wiener Raum beschränkt. Als international gesuchter Denkmalexperte erstellte er für Dresden die Studie zum Wiederaufbau des Residenzschlosses und ein Restaurierungsgutachten für Kulturerbeprojekte in der Türkei. Für Aserbaidschan entwickelte er ein denkmalpflegerisches Konzept zur Wiederherstellung von vier der bedeutendsten Kulturdenkmäler des Landes – technisch-denkmalpflegerische Oberleitung inklusive.

So wurde und wird der Architekt praktisch zu allen heiklen Fragen der Denkmalpflege und der Revitalisierung hinzugerufen – sei es, dass die historische Wiener Stadtbahn ins U-Bahn-Netz eingebunden oder die Sanierung des Wien-Flusses denkmalpflegerisch begleitet werden soll, sei es die Restaurierung der Dr.-Karl-Lueger-Kirche am Zentralfriedhof oder die Revitalisierung der öffentlichen Bedürfnisanstalt am Wiener Graben als erste unterirdische Anlage ihrer Art in Österreich. Auch für die Sanierung des ORF-Zentrums am Küniglberg erstellte der Experte eine Studie.

Schließlich hat der Wiener Wehdorn sein Rüstzeug in der Bundeshauptstadt gelernt. Hier studierte er an der TU Wien (1960 bis 1966) Architektur. Seine Dissertation „Die Baudenkmäler des Eisenhüttenwesens in Österreich“ (1969) war der industriearchäologischen Forschung gewidmet. Der Autor zahlreicher Fachpublikationen hat wesentlich daran mitgewirkt, dass Industriearchäologie und Industriedenkmale als wichtiger Teil der Denkmalpflege anerkannt wurden. Außerdem war Wehdorn Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Industrial Heritage“ beim Europarat in Straßburg und seit 1998 Experte für Fragen der Denkmalpflege in der Europäischen Kommission in Brüssel.

1979 habilitierte sich Wehdorn als Dozent für Denkmalpflege und Industrie, 1981 übernahm er eine Professur an der TU Wien, die er bis zur Emeritierung 2012 innehatte, wobei ihn Vorlesungen rund um die Welt führten. Von 1984 bis 1998 hielt er einen Lehrauftrag an der internationalen Denkmalpflegeschule (ICCROM) in Rom.

Seit 1973 ist Wehdorn überdies als Architekt etabliert und betreibt seit dieser Zeit sein eigenes Büro. Dieses aktive Wirken wird auch von staatlicher Stelle gewürdigt: So erhielt Wehdorn 1999 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und 2002 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik.

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