DEUTSCHLAND

Gemälde auf dem Gabentisch

Nicht nur Menschen bekommen Geschenke, Museen auch. Das Museum Wiesbaden, das keinen Ankaufsetat hat, kann so seine Sammlung ergänzen.

© Bernd Fickert

Das Stillleben gehört zur Sammlung des Museums Wiesbaden und folgerichtig dort zur Ausstellung „Alles“, mit der das Haus die Erwerbsgeschichte seines gesamten großen Jawlensky-Besitzes aufblättert. Zu sehen sind auch einige Werke aus dem Umfeld des Künstlers. Darunter das 1917 entstandene „Stillleben mit kleiner Matisse-Plastik“ von Oskar Moll.

Dass Alexej von Jawlensky vorübergehend seinem Kollegen Henri Matisse nacheiferte, können zumindest einige seiner frühen Bilder kaum verhehlen. In dem 1910 geschaffenen „Stillleben mit gelber Decke“ zum Beispiel lehnt sich der russische Maler klar an den Stil des Franzosen an.

Davon künden Details, die auch die Bilder des etwas früher als Jawlensky zum Avantgarde-Künstler gereiften Matisse charakterisieren: eine zur Fläche aufgeklappte Perspektive etwa, ein kunstvoll unordentliches Arrangement aus kullernden Früchten und verrutschtem Tischtuch, ein leuchtend farbiges und an orientalische Ornamente erinnerndes Muster sowie die klaren schwarzen Konturen all dieser Kompositionselemente.

Die Stifter wissen in der Regel, „welche Werke für uns interessant sind“, sagt Direktor Andreas Henning. Man kennt sich eben gut. Alles versprechen können die Museumsleute deswegen aber auch nicht. Eine dauerhafte Präsentation zum Beispiel käme schon aus Platzgründen nicht infrage. Erben von Künstler-Nachlässen sind im Museum ebenfalls an der falschen Adresse. Denn die oft regional verorteten Konvolute müssen gepflegt werden, und „das können wir nicht leisten,“ so Henning.

Die Ausstellung „Slawomir Elsner. Präzision und Unschärfe“ ist noch bis 6. März 2022 zu sehen, „Alles! 100 Jahre Jawlensky in Wiesbaden“ läuft bis 27. März 2022. Das Museum ist am zweiten Weihnachtstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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