Nach heftiger Kritik hat die Nürnberger Egidienkirche die seit Freitag gezeigte Ausstellung „Jesus liebt“ mit Bildern des schwulen Filmemachers und Malers Rosa von Praunheim zunächst geschlossen.
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Die Kirche teilte mit, man wolle als Gemeinde in „einen Prozess der Klärung“ eintreten. Grund für die kurzfristige Schließung ist laut zuständigem Dekanat in Nürnberg die Flut von Kritik per Mail, sozialen Medien und Telefon. Es sei zu vermuten, dass die meisten Kritiker sich die Ausstellung nicht selbst angesehen, sondern aus Medien davon erfahren hätten.
Die ausgestellten Bilder zeigen teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen. Einige befinden sich hinter einem Vorhang. Die Ausstellung will sich laut Egidienkirche kritisch mit Themen wie Missbrauch in der Kirche, Frauen- und Queerfeindlichkeit auseinandersetzen.
Rosa von Praunheim (bürgerlich Holger Bernhard Bruno Mischwitzky, geboren als Holger Radtke; * 25. November 1942 in Riga) ist ein deutscher Film- und Theaterregisseur, Produzent, Autor, Professor für Regie sowie Aktivist, öffentlicher Wegbereiter und Mitbegründer der LGBTQ-Bewegung in Deutschland. Er gilt als wichtiger Vertreter des Neuen Deutschen Films und wird auch den Autoren- und Avantgardefilmern zugerechnet. Nachhaltig etabliert hat er sich mit dokumentarischen Werken.
Mit seinem Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt von 1971 war von Praunheim der öffentliche Wegbereiter und Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Bis in die 1990er Jahre hinein galt er in der Öffentlichkeit und in den Medien als einer der wichtigsten Köpfe der queeren Emanzipationsbewegung. Nach der Streichung des § 175 StGB im Jahr 1994, der ursprünglich sexuelle Handlungen zwischen Männern kriminalisierte, zog sich von Praunheim zunehmend aus der öffentlichen Debatte zurück und konzentrierte sich auf die Filmarbeit. In über 50 Jahren drehte er über 150 Kurz- und Langfilme. Er gilt als bedeutungsvoller und Grundlagen schaffender Pionier des queeren Kinos. Neben Homosexualität und Transidentität waren seine Themen unter anderem Camp, „ältere, vitale Frauen“ (zum Beispiel Evelyn Künneke, Lotti Huber und Helene Schwarz) und seit Mitte der 1980er Jahre die AIDS-Prävention.
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