Ein berüchtigter, deutscher Physiker hilft den Norwegern im zweiten Weltkrieg.
Der langjährige Direktor des 1. Instituts für theoretische Physik der Universität Hamburg legt hier eine Art wissenschaftlicher Biographie Hans Jensens mit Schwerpunkt auf die Zeit bis 1948 vor.
Während die bislang vorliegenden Texte über Jensen sich auf die Nachkriegszeit in Heidelberg konzentrierten, setzt Scharnberg den Fokus auf die Hamburger Schaffensperioden von Jensen. Das beginnt mit seinem Studium und seiner Promotion über Vielteilchenphysik bei Wilhelm Lenz und geht dann weiter mit Jensens Fortentwicklung der Dichtefunktionalmethode – ein Abschnitt, der allerdings nur für Physiker lesbar sein dürfte.
Hans Jensen entstammte sehr bescheidenen Verhältnissen, seine große Begabung ermöglichte ihm jedoch eine akademische Karriere. Nach seiner Ernennung zum Dozenten in Hamburg wurde er 1941 nach Hannover und 1948 nach Heidelberg berufen.
Bis zu seiner Habilitation beschäftigte sich Jensen mit dem quantenmechanischen Vielteilchenproblem, um sich dann der Kernphysik zuzuwenden. Hier widmete er sich insbesondere der Frage nach der Stabilität und damit der Häufigkeit von Elementen und ihrer Isotope.
Für seine Antwort auf diese Fragen, das Schalenmodell der Kerne, wurde er 1963 mit dem Nobelpreis geehrt.Da Jensens wissenschaftlicher Werdegang in die Zeit des Nationalsozialismus fiel, reichten hervorragende Leistungen in Forschung und Lehre nicht für eine erfolgreiche Universitätslaufbahn.
1937 trat er in die NSDAP ein, wozu er sich auf Empfehlung zweier von ihm hochgeschätzter Ordinarien durchrang. Schutz bot ihm auch seine Mitarbeit in dem als kriegswichtig anerkannten Uranprojekt deutscher Kernphysiker. Seine umfassenden Kenntnisse über den Stand dieses hochgeheimen Projekts teilte Jensen 1943 einer Gruppe norwegischer Kollegen im Rahmen eines Kolloquiums in Oslo mit.
Jensens Wirken zwischen Opportunismus und Widerstand wird hier erstmals ausführlich, auch auf der Basis neuer Aktenfunde, dargestellt.
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