Krautrock fürs Hier und Jetzt – Rother bastelt am Spätwerk

Vor gut einem Jahr feierte er seinen 70. Geburtstag und wurde als einer der einflussreichsten deutschen Rockmusiker gewürdigt.

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Michael Rother ist der wohl einzige Musiker auf Erden, der das Glück hatte, mit beiden großen deutschen Schlagzeugern der Siebziger Jahre zusammen spielen zu dürfen: Klaus Dinger und Jaki Liebezeit. Beide waren nicht nur stumpfe Taktgeber, sondern gingen mit ihren ganzen Herzen in der Musik auf und trugen mit ihren Inspirationen zum Gelingen der Aufnahmen bei.

Warum dem wohl einflussreichsten E-Gitarristen aus Deutschland ausgerechnet mit seinem 1977 erschienenen Solo-Debüt „Flammende Herzen“ der Durchbruch gelang, bleibt ihm selbst und vielen Musikkennern bis heute ein Rätsel der Pophistorie.

„Man ist gut beraten, damit zu rechnen, dass Nichtvorhersehbares passiert im Leben. Ich habe aber jetzt nicht plötzlich das Gefühl, ich müsste in drei Monaten das nächste Album anfangen.“

Ein größeres Spätwerk auf all die Krautrock- und Elektropop-Pioniertaten der vergangenen 50 Jahre draufzusetzen – es schien dem sympathischen Musiker nicht vorrangig zu sein.

In der Nähe von Pisa spielten Rother und Maccabruni 2020/21 acht gemeinsam entwickelte Tracks ein, die mal lieblich-verträumt, mal rhythmisch-pluckernd und oft mit kraftvollen, verzerrten E-Gitarren daherkommen.

Wie von diesem äußerst eigenständigen Musiker gewohnt, haben die Klänge eine so beruhigende wie hypnotische Wirkung. Das ist Krautrock fürs Hier und Jetzt, Arthouse-Kino für die Ohren – Michael Rother hat also nichts verlernt.

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