Technisches Museum blickt auf Natur, Elektropop und Umbau

Auf einem „sehr guten Weg“ wähnt der Generaldirektor des Technischen Museum Wien (TMW), Peter Aufreiter, sein Haus.

Nach dem coronabedingten Besuchereinbruch im Jahr 2020 verzeichnete man 2021 wieder ein Plus um 15 Prozent auf rund 207.000 Gäste, hieß es im Rahmen der Jahrespressekonferenz am Dienstag. Als neue größere Sonderschau startet im Herbst „BioInspiration. Innovation nach dem Vorbild der Natur“. Dazu kommen viele neue Angebote und ein weitreichender Umbau.

Die Pandemie mit ihren zahlreichen Schließtagen riss nach einem kontinuierlichen Bergauf der Zahlen seit 2011 mit 2019 rund 430.000 Besuchern als Höhepunkt ein großes Loch in diese Bilanz des TMW. Im ersten Pandemiejahr sank der Wert auf rund 179.000 Besuche. Rein auf die Tage gerechnet brachte allerdings auch 2021 trotz Gesamt-Plus ein kleines Minus pro offenem Tag, das liege daran, dass 2020 die besucherstarken Monate Jänner und Februar noch nicht von Lockdowns und Co beeinträchtigt waren, so die wirtschaftliche Geschäftsführerin Karin Skarek.

Die schwierige Situation schlug sich auch einnahmenseitig deutlich nieder. Hier verbuchte man ein Minus von rund 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Durch die Unterstützungen seitens der Republik und indem man „eisern gespart“ habe, konnte die Belegschaft aber gehalten werden, so Skarek. Einer gewissen Flaute in Sponsoring und Fundraising trete man u.a. mit neuen „Objekt-Patenschaften“ entgegen.

Das heurige Jahr stehe neben einigen Neuerungen wie der im Rahmen des Museums-Netzwerks „#Alliance4Science“ aus den spanischen Granada kommenden Schau „BioInspiration“ und weiteren Schwerpunkten auch im Zeichen der Umgestaltungen größerer Ausstellungsbereiche. So habe er kurz nach seinem Amtsantritt von rund zwei Jahren festgestellt, dass man die österreichische Industrie anders präsentieren müsse, erklärte Aufreiter. Das galt ebenso für die Teile der Dauerausstellung, in denen die physikalischen Grundlagen vermittelt werden.

Man befinde sich daher mitten in den „größten Umbaumaßnahmen seit Neueröffnung“ des TMW vor mehr als 20 Jahren. Dafür gibt es Sondermittel vom Kulturministerium in der Höhe von 3,4 Millionen Euro, wie man im TMW gegenüber der APA erklärte. Damit gehe man auch in die Erarbeitung einer Dauerausstellung zum Thema „Klimawandel“, die im Sommer 2023 eröffnen soll. Die notwendigen Schließungen von Ausstellungsbereichen versuche man möglichst kurz zu halten. Im TMW sei ein solcher Prozess jedenfalls nicht mit dem Umhängen von Bildern in anderen Häusern vergleichbar, so Aufreiter. Immerhin gehe es um das Abbauen und Neuordnen von teils massiven Objekten.

Bis in den Sommer des heurigen Jahres hinein reichen noch die aktuellen Sonderausstellungen „Künstliche Intelligenz?“ und „Foodprints“. Letztere macht sich dann auf den Weg in andere Häuser des „#Alliance4Science“-Netzwerks. In Wien-Penzing liegt ein inhaltlicher Fokus auf dem neu gestalteten Ausstellungsbereich „Space“, der Objekte von Österreichs einziger Weltraummission „Austromir“, von im Raumfahrtbereich tätigen Unternehmen und von der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA umfasst.

Einen Einblick in die heimische Forschung soll ein neuer „Science Corner“ ermöglichen. In Kooperation mit der Technischen Universität (TU) Wien können hier die kleineren Besucher erfahren, „woran die Großen forschen“, sagte Aufreiter. Inspiration soll auch der „Innovation Corner“ bieten. Hier präsentieren Start-up-Agenturen die innovativsten Firmen in ihrem Förderbereich. Ab Herbst 2022 kann man auch in die neue „Music-Lounge“ im TMW abtauchen. Hier wird es um die Ära der österreichischen elektronischen Musik gehen. Einige Protagonisten der Szene haben dafür Originalobjekte bereitgestellt. Die Besucher erhalten dabei Möglichkeiten, sich als Musikproduzenten zu versuchen.

Gestartet ist man kürzlich auch mit einer „Digitalen Sammlung“. Hier drehe sich vieles um die Frage, wie man etwa Software von heute so aufbewahren kann, dass sie in 100 Jahren noch erfahrbar bleibt, erklärte der TMW-Chef. Die Forschungstätigkeit des Hauses und der zum TMW-Museumsverbund gehörenden Österreichischen Mediathek wird seit kurzem in einem neu gegründeten Forschungsinstitut gebündelt. Eines der Projekte der Mediathek widmet sich – wie könnte es anders sein – der beginnenden musealen Aufarbeitung der Coronakrise: Im Oral-History-Projekt „Menschenleben“ wird man einen Schwerpunkt auf die Schilderungen von Menschen legen, die die Auswirkungen der Pandemie besonders stark gespürt haben, wie etwa das Pflegepersonal.

APA

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