Wiener Volkskundemuseum widmet sich der Gleichbehandlung

Mit „Jetzt im Recht! Wege zur Gleichbehandlung“ gibt das Wiener Volkskundemuseum ab kommender Woche Einblicke in die Arbeit der Gleichbehandlungsanwaltschaft (GAW). Anlass ist deren 30-jähriges Bestehen.

Bereits im Stiegenaufgang stechen den Besuchern großformatige Comic-Figuren ins Auge, die dazugehörigen Sprechblasen sind leer. „Damit wollten wir offenlassen, in welcher Position sich die dargestellten Personen befinden. Sind sie Betroffene von Diskriminierung, sind es jene, die diskriminieren oder sind es Beraterinnen und Berater?“, erläuterte Kuratorin Johanna Zechner am Donnerstag im Rahmen einer Pressevorbesichtigung. Eigentlich hätte die Ausstellung, die im ersten Stock des Museums drei Räume bespielt, am heutigen Abend eröffnet werden sollen. Mit Ende des Lockdowns kann man nun fast termingerecht am nächsten Dienstag öffnen.

Mit dem visuellen Intro im Stiegenhaus will man bereits vor Betreten der Schau zur Reflexion anregen. Schließlich könne sich ein und dieselbe Person in unterschiedlichen Positionen wiederfinden. Nur weil man selbst Opfer von Diskriminierung geworden sei, heiße das nicht, dass man nicht auch selbst zum „Täter“ werden könne, so Zechner. Über die Geschichte des Gleichbehandlungsgesetzes von 1979 und die Gründung der GAW zwei Jahre später gibt dann der erste Raum Aufschluss, der sich den unterschiedlichen Bereichen des Gesetzes widmet. So gibt es Diskriminierung aufgrund von Rassismus, des Geschlechts, des Alters, der sexuellen Orientierung sowie der Religion und der Weltanschauung. Eine Timeline veranschaulicht die Geschichte der Gleichbehandlungsanwaltschaft, in einem Video berichtet GAW-Leiterin Sandra Konstatzky von aktuellen Herausforderungen.

Hat man die Grundbegriffe durchlaufen, geht es in vier Stationen in die Praxis. „Naturgemäß gab es nicht viel visuelles Material, zudem mussten wir die Privatsphäre und den Datenschutz wahren“, erläutert Kurator Niko Wahl die komplexe Ausgangslage für die Schau. Daher sei es schnell klar geworden, dass man Fälle mithilfe von Comics (von Büke Schwarz) und Audio-Interviews aufbereiten möchte. Und so bewegt man sich lesend, schauend und hörend durch die unterschiedlichen Stationen, die Betroffene von Diskriminierung durchlaufen.

Den Anfang macht der „Kontakt“: Hier sind etwa Dokumente zu sehen, die die erste Kontaktaufnahme mit der GAW verdeutlichen. Als eines der Fallbeispiele springt die Diskriminierung einer Muslima ins Auge, die aufgrund ihres Kopftuchs nicht ins Schwimmbad eingelassen wird. Auf die Kontaktaufnahme folgt die „Entscheidung“: Hier wird verdeutlicht, dass jeder Fall individuell behandelt werde und im Rahmen von Beratungen das weitere Vorgehen besprochen werde, wie Kuratorin Vanessa Spanbauer erklärt. Hier sei es besonders wichtig, über die Möglichkeiten zu beraten und Klienten nicht in eine bestimmte Richtung zu drängen.

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