Italienische Regisseurin Lina Wertmüller gestorben

Die bekannte italienische Regisseurin Lina Wertmüller ist im Alter von 93 Jahren gestorben. 

Die gebürtige Römerin Schweizer Abstammung starb in der Nacht auf Donnerstag in ihrer Wohnung in Rom, teilten die Angehörigen mit. Wertmüller ist besonders für ihren Film „Sieben Schönheiten“ aus dem Jahr 1975 bekannt, der für vier Oscars nominiert war. Als erste Frau überhaupt war sie damals für den Regie-Oscar im Rennen.

Zu ihrem Markenzeichen zählten die etwas schrägen Brillen. Von ihnen hatte sie mehrere tausend gesammelt. Auch sonst war die Frau mit den kurzen, schlohweißen Haaren trotz ihrer nur 1,50 Meter Körpergröße eine auffällige Erscheinung. Als Regisseurin schrieb die Römerin im 20. Jahrhundert ein Stück Filmgeschichte. Zu ihren bekanntesten Filmen zählt „Liebe und Anarchie“ (1973), in dem ein Verschwörer ein geplantes Attentat auf Diktator Benito Mussolini im Bordell verschläft. Lang wie Wertmüllers Name ist der Titel von „Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August“ (1974) über die skurrile Liebesgeschichte zwischen einer gelangweilten Industriellengattin und ihrem Matrosen, in der sich nach einem Schiffbruch das Herr-und-Knecht-Verhältnis umkehrt.

Geboren wurde sie am 14. August 1928 als Tochter eines römischen Rechtsanwalts, dessen Vorfahren einer vornehmen Schweizer Familie entstammten. Die Familiengeschichte spiegelte sich schon im langen Namen der Künstlerin wider, denn eigentlich hieß sie Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Spanol von Braueich. Schon die Kindheit muss turbulent gewesen sein, denn nach eigenen – leicht schwankenden – Angaben wurde sie aus 11 bis 15 Schulen hinausgeworfen.

Gegen den Willen ihres Vaters studierte sie an der Theaterhochschule in Rom. Sie arbeitete dann als Journalistin, Schauspielerin, Bühnenbildnerin und Autorin für Funk und Fernsehen. Über eine Freundin fand sie Kontakt zu Regisseur Federico Fellini („La dolce vita“). Wertmüller arbeitete 1963 als Regieassistentin bei dessen Film „Achteinhalb“ („8 1/2“). Im gleichen Jahr führte sie in „Die Basilisken“ zum ersten Mal selbst Regie. Der Durchbruch als Regisseurin gelang Wertmüller erst in den 1970er-Jahren mit einer Serie von Filmen mit dem italienischen Schauspieler Giancarlo Giannini in der Hauptrolle. „Mimi – in seiner Ehre gekränkt“ wurde 1971 ein erster Erfolg. Mit „In einer Regennacht“ (1977) und vor allem „Camorra“ (1985) setzte sie tragikomische Akzente.

Ihre Vielseitigkeit bewies Wertmüller auch als Opernregisseurin und brachte 1992 eine Neuinszenierung von Georges Bizets „Carmen“ zur Eröffnung der Münchner Opernfestspiele auf die Bühne. Nach der Jahrtausendwende hat sich die Regisseurin noch in mehreren Filmen auf Sophia Loren gestützt, konnte aber an frühere Zeiten nicht mehr anknüpfen. Ihr letztes Werk lief 2008 im TV: „Mannaggia alla misera“. Im Jahr 2010 bekam sie den wichtigsten italienischen Filmpreis „David di Donatello“ – für ihr Lebenswerk.

Im Oktober 2019 wurde ihr auch der Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk verliehen, und sie bekam einen Stern auf dem Walk of Fame. „Ich habe ein ehrwürdiges Alter, ich weiß, aber ich schaue in die Zukunft. Ich habe so viele Projekte, dass ich bis 130 weitermachen könnte“, sagte sie bei dieser Gelegenheit. Kurz darauf führte sie noch im Teatro Quirino in Rom Regie bei der Komödie „A che servono gli uomini“ (Wozu sind die Männer gut). In ihren eigenen Ehemann, den Kunstdesigner Enrico Job (1934-2008), hat sie um viele Jahre überlebt.

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