Die Vorkämpferin: Regiepionierin Käthe Kratz ist 75

In der heimischen Filmszene ist ihr Name untrennbar mit dem Pioniergeist der Frauenbewegung verbunden.

Käthe Kratz, am heutigen Montag ihren 75. Geburtstag feiert, schrieb sich als erste Regiestudentin der Wiener Filmhochschule, als erste TV-Spielfilmregisseurin Österreichs, aber auch als wiederholte Gestalterin sensibler, sozial engagierter Dokus in die Chroniken ein.

Die gebürtige Salzburgerin gehörte gemeinsam mit Susanne Zanke, Kitty Kino, Heide Pils und der 1994 verstorbenen Margareta Heinrich zur informellen Gruppe „Aktion Filmfrauen“, die längst nicht mehr existiert. „Aber Anfang der 80er-Jahre haben wir viel in Bewegung gebracht“, erklärte sie einst in einem APA-Interview. Gegen Ende des Jahrzehnts und die ganzen 1990er-Jahre hindurch sei die Frauenquote in Österreich allerdings wieder gegen Null gegangen. „Nach einer Phase, in der wir gedacht haben, es hat sich in den Köpfen der Menschen gesetzt, dass auch Frauen etwas zu erzählen haben, war das sehr bitter.“

2013 gab sie gemeinsam mit Lisbeth N. Trallori den Band „Liebe, Macht und Abenteuer – Zur Geschichte der Neuen Frauenbewegung in Wien“ heraus: „30 Frauen, die sich in den 70er-Jahren in der AUF (‚Aktion Unabhängiger Frauen‘) fanden, erzählen – heiter, empört, analytisch, kämpferisch, kritisch, ironisch, nachdenklich, witzig und bisweilen etwas betrübt angesichts der zunehmenden Lasten, die (wieder) auf die Schultern der Frauen fallen“. Nicht zuletzt für dieses Engagement wurde ihr 2017 vom Österreichischen Frauenring auch der Frauenringpreis zuerkannt.

Ihre eigene Karriere hatte noch in Studientagen ihren Anfang genommen. Nach ersten Dokumentarfilmen als freie Mitarbeiterin des ORF folgten Spielfilme fürs Fernsehen, darunter „Glückliche Zeiten“ (1976, mit Dieter Berner), die fünfteilige historische Reihe „Lebenslinien“ (1979-88), die 1983 auch als Roman erschien und sich heute in der DVD-Edition „Der österreichische Film“ wiederfindet, oder „Im Zeichen der Liebe“ (1994). Auch im Kino konnte Kratz sich verewigen mit Werken wie „Atemnot“ (1983) oder „Das 10. Jahr“ (1994), das zwei Jahre zuvor unter dem Titel „Herzlich willkommen“ als Theaterstück herausgekommen war.

Viel Aufmerksamkeit erlangte Kratz, die lange mit Peter Turrini liiert war, mit ihren beiden Dokus „Abschied ein Leben lang“ (1999) und „Vielleicht habe ich Glück gehabt“ (2003). Drei Emigrantinnen, die heute in den USA leben, lässt sie in ihrem „Abschieds“-Film von ihrem Alltag vor dem „Anschluss“, von Flucht und Exil berichten. Auf die Spuren junger Flüchtlinge machte sich Kratz in „Vielleicht habe ich Glück gehabt“ – und stellt die Schicksale von Flüchtlingskindern im heutigen Österreich jenen von aus Österreich vertriebenen jüdischen Exilanten im damaligen London einander gegenüber.

Neben ihrer filmischen Tätigkeit gab Kratz, die in den vergangenen 20 Jahren die kleine kroatische Insel Solta zu einem zweiten Wohnsitz ausbaute, ihr Wissen auch an die nächsten Generationen weiter. So unterrichtete sie etwa an der Wiener Filmakademie oder an der Donauuniversität Krems.

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