m Herzen der Alpen liegt das Seefelder Plateau – eine raue Hochebene abgeschirmt von schroffen Bergen und zwei mächtigen Flüssen – dem Inn in Tirol und der Isar in Bayern.
„Universum History“ zeigt am Freitag, dem 4. Februar 2022, um 22.35 Uhr in ORF 2 Christian Pulujs Dokumentation „Seefelder Geschichten – Heimat zwischen Tirol und Bayern“ über das Seefelder Plateau, eine Grenzregion, deren Geschichte über Jahrhunderte vom Ringen um Vormacht geprägt ist – zwischen bayerischen und tirolerischen Einflüssen und der Konkurrenz zweier großer europäischer Herrscherhäuser, der Habsburger und der Wittelsbacher. Um 23.20 Uhr erzählt die „Universum History“ Dokumentation „Unser Österreich:
Tirol – Geteilte Heimat“ die wechselvolle Geschichte Tirols am Beispiel einer Familie in Innsbruck, die ihre Wurzeln in Südtirol hat.
„Seefelder Geschichten – Heimat zwischen Tirol und Bayern“ – Ein Film von Christian Puluj
Ein Kräftemessen zwischen Bayern und Tirolern findet heute im friedlichen Wettstreit statt – sei es beim Erklimmen der Gipfel des grenzüberschreitenden Karwendelgebirges, sei es bei den nordischen Sportbewerben, die in den 1930er Jahren begannen und ihre Höhepunkte bei Ereignissen wie den Olympischen Spielen 1964 und 1976 in Innsbruck fanden. Anhand von Persönlichkeiten aus Tirol und Bayern zeigt Regisseur Christian Puluj die wechselvolle historische Entwicklung des Ortes im Spannungsfeld einer Nachbarschaft. Neben Historikern, einheimischen Expertinnen und Experten sowie einem bayerisch-tirolerischen Hüttenwirte-Ehepaar ist eine Legende des nordischen Skisports, die in Seefeld ihre zweite Heimat gefunden hat, prominentester Protagonist: Toni Innauer zeigt, wie sehr auch Sport Teil von Geschichte geworden ist.
Regisseur Christian Puluj über die Produktion: „Die besondere Herausforderung lag darin, zwei eigenständige Geschichten spannend zu erzählen und zusammen in einem attraktiven Konstrukt zu vermengen:
erstens die komplexe und konfliktreiche Beziehung der Tiroler zu ihren Nachbarn, den Bayern; zweitens die Geschichte des Ortes Seefeld, dessen Entstehung sich am Rande der größeren historischen Geschehnisse ergab und dessen Entwicklung erst ab der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert wirklich Fahrt aufgenommen hat. Neben der stimmigen Darstellung historischer Sachverhalte ging es mir darum, den Bewohnerinnen und Bewohnern der Region Anerkennung zu zollen. Denn das Leben am Plateau war stets karg und entbehrungsreich, unwirtlich und gefährlich. Umso atemberaubender die Wandlung, die die Region im Verlauf der letzten 150 Jahre genommen hat, umso respekteinflößender die Leistungen ihrer Menschen, die es geschafft haben, aus denkbar ungünstigen Voraussetzungen eine Quelle von Wohlstand und Anerkennung zu machen.“
„Seefelder Geschichten – Heimat zwischen Tirol und Bayern“ entstand als Koproduktion von ORF, Interspot Film, BR und BMBWF, gefördert von Fernsehfonds Austria und Cine Tirol in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise.
„Unser Österreich: Tirol – Geteilte Heimat“ – Ein Film von Georg Laich, szenische Regie: Ernst Gossner
Die Grenzziehung am Brenner, der Verlust Südtirols und die Abtrennung Osttirols vom verbliebenen Landesteil – nichts hat die Entwicklung Tirols im 20. Jahrhundert mehr geprägt. Die „Schandgrenze“ sorgte für innenpolitischen und außenpolitischen „Zündstoff“ – in den 1960er Jahren sogar wortwörtlich. Die Auseinandersetzung mit der Einheit Tirols führte aber auch zu neuen Impulsen. Wirtschaftlich wurden die Grenzen – pionierhaft durch die Landeshauptleute Wallnöfer und Magnago – überwunden. Resultat ist die heutige Europaregion Tirol. „Unser Österreich: Tirol – Geteilte Heimat“ erzählt diese wechselvolle Geschichte um 23.20 Uhr am Beispiel einer Familie in Innsbruck, die ihre Wurzeln in Südtirol hat.
Urgroßvater Alois Molling war als ehemaliger Offizier der k. u. k. Armee Mitglied der österreichisch-italienischen Grenzziehungskommission 1919 und engagierte sich bei der Heimwehr gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Großmutter Herlinde Molling – und ihr Mann Klaudius – unterstützten seit den späten 1950er Jahren den „Befreiungsausschuss Südtirol“ bei Sprengstoffanschlägen. Sogar als Schwangere schmuggelte sie Sprengstoff über die Grenze – eine Tatsache, mit der ihre Tochter Dominika, mittlerweile selbst Mutter, bis heute hadert und sich die Frage stellt, ob eine Landesteilung die Gefährdung des eigenen Lebens und das seines ungeborenen Kindes wert ist. Für die junge Generation, die in einem Europa ohne Grenzbalken aufgewachsen ist, stellt sich die Frage, ob hinter dem Brenner ein anderer Staat beginnt, gar nicht.
Der zeitliche Bogen spannt sich von 1918 bis heute. In diesen 100 Jahren wird die Frage von Zugehörigkeit in kurzen Abständen mehrfach gestellt. 1918, 1938, 1945, 1955, 1995 – die dramatischen Wendejahre in der Geschichte Österreichs liefern die Eckpunkte. Ob Abwehrkampf im Süden gegen Italien oder das SHS-Königreich, ob im Norden die Bestrebung, die langjährigen Zugehörigkeit zu Bayern fortzusetzen – die Transformation der Kronländer der Habsburger-Monarchie in die Republik Österreich löst eine Identitätskrise aus, die die Jahrzehnte bis zum sogenannten „Anschluss“ prägen – eine Gesellschaft zerrissen zwischen Rückbesinnung auf alte und Finden von neuen Identitäten. Mit der erneuten Katastrophe eines Weltkriegs werden 1945 die Fragen der Grenzziehung wieder gestellt – ob am Brenner oder an den Karawanken, ob an der Thaya oder an der Enns. Nicht nur die Grenzen von 1918 sind wieder ein Thema, sondern auch die Grenzen der Besatzungszonen, die mitten durch einige Bundesländer gehen. Sogar die Gefahr einer Teilung mitten durch Österreich besteht im Kalten Krieg. Erst der Staatsvertrag eint als Stiftungsereignis die Republik und ihre Bundesländer. Die Position der Länder bleibt durch das föderalistische Prinzip bis heute stark – ein Erbe der Geschichte. Es ist Gegengewicht zum Zentralismus des Bundes.
Mit dem Ende des Eisernen Vorhangs und dem Schengener Abkommen beginnt eine Ära, in der Grenzen keine Bedeutung zu haben scheinen – der Nationalstaat ist am Rückzug vor einem geeinten Europa. Einige der alten Kultur- und Wirtschaftsräume (Waldviertel und Südböhmen, Innviertel und Niederbayern, Nord- und Südtirol) werden dadurch wiedergeeint. Staatenübergreifende Kooperationen werden gefördert wie etwa zwischen Kärnten und Friaul, Burgenland und Ungarn. Fast scheint es, als könnten die alten Kronländer Paten dafür sein. Doch das Europa der Regionen ist bisher nur eine Vision, vor allem, wenn es um politische Partizipation in der EU geht. So stellt sich die Frage der Zugehörigkeit wieder und nach wie vor – ein Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
„Unser Österreich: Tirol – Geteilte Heimat“ ist eine Produktion der Interspot Film für den ORF, gefördert von BMBF, Zukunftsfonds der Republik Österreich, Cine Tirol und Land Tirol. Die Dokumentation und weitere Ausgaben aus der „Universum History“-Reihe können auch auf Flimmit (flimmit.at) gestreamt werden.
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