Nestroy-Preise an Lina Beckmann und Michael Maertens

Am Sonntagabend sind zum 22. Mal die Nestroy-Preise vergeben worden.

Beste Schauspielerin wurde Lina Beckmann als Richard in „Richard the Kid & the King“ in einer Koproduktion der Salzburger Festspiele mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Zum besten Schauspieler wurde Michael Maertens für zwei Akademietheater-Rollen gekürt, Karel Kopfrkingl in „Der Leichenverbrenner“ und Adam in „Automatenbüfett“.

Der Wiener Bühnenverein hatte die Gala im Theater an der Wien aufgrund der aktuellen Corona-Situation kurzfristig abgesagt. Die Preisverleihung wurde ohne Publikum aufgezeichnet. „ZiB“-Moderatorin Nadja Bernhard und ORF III-Moderator Peter Fässlacher mussten daher ohne Saal-Atmosphäre und ohne Nominierte die besten heimischen Bühnenleistungen der Saison 2020/21 präsentieren. Einige Gäste waren jedoch für kurze Gespräche ins leere Theater gekommen. Bühnenvereinspräsident Franz Patay verteidigte die Absage der Gala: „Wenige Stunden vor dem nächsten Lockdown eine Veranstaltung mit 1.000 Leuten abzuhalten war nicht das Signal, das wir senden wollten.“ Wiens Kulturstadträtin Kaup-Hasler (SPÖ) betonte die Bedeutung von Kultur auch in Zeiten des Lockdowns: „Wir haben überlebt durch Theater, durch Kunst und Kultur.“

Zu Gast waren auch Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger, Ex-Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann und die Schauspielerin und Reinhardt-Seminar-Leiterin Maria Happel, die einen Nachwuchs-Preis für ihre Tochter Paula Nocker (für ihre Lucy in „Die Dreigroschenoper“ in den Kammerspielen der Josefstadt) mit nach Hause nehmen durfte. Der beste männliche Nachwuchs wurde im Salzburger Landestheater (Gregor Schulz als Franz von Moor in „Die Räuber“) gesichtet.

In das Akademietheater ging die Jury in der vergangenen Spielzeit besonders gerne: Auch die beste Darstellung einer Nebenrolle (Mehmet Ateşçi als Miss Prism in „Bunbury“) und die beste Regie (Barbara Frey für „Automatenbüfett“) wurde dort gesehen. Zwei Preise gingen an das Schauspielhaus Graz: Anita Vulesica zeichnete dort für die beste Bundesländer-Aufführung („dritte republik (eine vermessung)“ von Thomas Köck) verantwortlich, mit dem Corona-Spezialpreis wurde „Krasnojarsk: Eine Endzeitreise in 360° gewürdigt, eine von Tom Feichtinger inszenierte virtuelle Vorstellung mit per Post zu den Zuschauern nach Hause verschickter VR-Brille. „Hoffen wir, dass es heuer damit vorbei ist“, meinte Bernhard zu dieser im Vorjahr erstmals eingeführten Kategorie für innovative Formate.

Der „Nestroy“ für die beste Ausstattung ging an Nina von Mechow für ihre raffinierte mehrfache Drehbühne zu „Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer“, einer Koproduktion der Wiener Festwochen mit der Berliner Volksbühne. Am Schauspielhaus Zürich durfte man sich über die Auszeichnung für die Beste Aufführung im deutschsprachigen Raum („Einfach das Ende der Welt“ nach Jean-Luc Lagarce, Inszenierung Christopher Rüping) freuen.

„Precarious Moves“ von Michael Turinsky, eine Koproduktion mit Tanzquartier Wien und HAU Hebbel am Ufer Berlin, wurde mit der Auszeichnung für die beste Off-Produktion bedacht. Die Online-Abstimmung um den Publikumspreis sah die neue Salzburger „Buhlschaft“ Verena Altenberger vorne. Zwei Auszeichnungen standen bereits fest: Der Autorenpreis ging an Miroslava Svolikova für ihr am Wiener Schauspielhaus uraufgeführtes Stück „Rand“, Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek erhielt den „Nestroy“ für ihr Lebenswerk. Sie war auf der Bühne als Puppe präsent und schickte ein Audio-File mit einer Dankesrede. Statt eine Laudatio zu halten erzählte Regisseur Nicolas Stemann im Gespräch von seine Zusammenarbeit mit der Autorin, von der er zahlreiche Stücke inszeniert hat.

Auch einige Show-Einlagen enthielt der Abend, an dem acht von 14 Auszeichnungen an Frauen gingen und der von der Regie im Weltraum angesiedelt worden war. Florian Teichtmeister und Constanze Passin lieferten eine Abonnenten-Doppelconference. Das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien begleitete einen „Dreigroschenoper“-Song von Claudius von Stolzmann, ein von Julian Sigl gesungenes aktuelles Corona-Couplet, in dem unter anderem die Impfgegner aufs Korn genommen wurden („Corona bleibt so uns noch lang, lang, lang…“), und ein Lied von Ruth Brauer-Kvam, in dem sie kurz auch im Duett mit ihrem heuer verstorbenen Vater Arik Brauer zu hören war. Denn die vergangene Saison hatte nicht nur Höhepunkte, sondern auch Abschiede gebracht. Und die nächste Nestroy-Gala, das wurde mehrfach betont, kann dann hoffentlich wieder nicht im gespenstisch leeren, sondern in einem berstend vollen Theater gefeiert werden.

APA

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