OESTERREICH

DER MIT DEN HIRNWELLEN SPIELTE

Der Klangforscher und Komponist Alvin Lucier ist tot. Er brachte die eigenen Gehirnwellen zum Klingen.

© Markus Schreiber

In den 40er-Jahren war das, in Nashua, New Hampshire. Dort, an der Ostküste der USA, wurde Lucier 1931 in eine musikalische Familie geboren. Später studierte er Komposition und Musiktheorie in Yale und an der Brandeis University. Aaron Copland gehörte zu seinen Lehrern. Der dominante Stil damals war der Neoklassizismus.

Und vielleicht wäre Lucier darauf hängengeblieben, hätte ihn nicht ein Fullbright Stipendium nach Rom verschlagen, wo er in den 50er-Jahren mit der europäischen Avantgardeszene in Berührung kam: Nono, Boulez, Stockhausen.

Schon als Jugendlicher begeisterte sich Lucier für Resonanzen. Als Schlagzeuger lief er raus aufs Footballfeld durch den Tunnel, um vor einem Footballspiel die Mannschaft musikalisch zu unterstützen. Der Moment, wenn er den Tunnel betrat und die Fans schrieen, erzeugte einen Hall und bei Lucier Gänsehaut. er war fasziniert von der klanglichen Veränderung.

Der Grundstein für die Begeisterung für Klänge war gelegt. Als er dann noch die Perfomance von John Cage gesehen hatte, war es aus mit der Karriere als traditioneller Konzertmusiker. In ihm entfachte die Vision Klangforscher zu werden. Er schuf eine Verbindung zwischen Klang und Wissenschaft – Sound-Science-Fiction.

In den 60er-Jahren entstanden einige Werke, die noch heute zu den Meilensteinen der experimentellen Musik gehören. Neben “I am sitting in a room” gilt das vor allem für seine “Music for Solo Performer”. Ein Stück, in dem Lucier mit den eigenen Hirnwellen musiziert. Via Elektroden angeschlossen an ein Drumset.

Bis zuletzt blieb Lucier mit seiner Kunst auf Tour. Im Alter von 90 Jahren verstarb er am 1.12. an den Folgen eines Sturzes.

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