Künstlerinnen und Feminismus 2022 in den Linzer Museen

Die Museen der Stadt Linz, Lentos und Nordico, geben sich 2022 weiblich mit Einzelausstellungen von Künstlerinnen im Lentos an der Donau und einem feministischen Schwerpunkt im Stadtmuseum Nordico.

Lentos-Direktorin Hemma Schmutz hob bei der Programmpräsentation am Dienstag die selbst erarbeitete Ausstellung zur Bauhaus-Schülerin Friedl Dicker-Brandeis (1898-1944) hervor, mit der man in der Museumslandschaft sicher wahrgenommen werde.

Das Lentos startet am 28. Jänner mit der Dicker-Brandeis-Retrospektive. Die Avantgarde-Malerin stammte aus einer jüdischen Familie in Wien und war eine der ersten abstrakten österreichischen Künstlerinnen. „Sie hatte eine vielfältige Produktion in verschiedenen Bereichen“, so Schmutz. Es sei dem Lentos gelungen, diese tolle Künstlerin wissenschaftlich aufzuarbeiten, auch in einem Katalog auf Deutsch und Englisch. Dicker-Brandeis wirkte nach ihrer Deportierung als Kunstpädagogin im KZ Theresienstadt, ehe sie in Auschwitz umgebracht wurde. Der pädagogische Aspekt ihres Werkes werde herausgearbeitet, Teile der Ausstellung sind nach Linz in Warschau zu sehen.

Geht es nach der Initiative „Memory Gaps – Erinnerungslücken“ der Künstlerin Konstanze Sailer, könnte Dicker-Brandeis in Linz zu weiteren Ehren kommen: Memory Gaps hat am Dienstag die Umbenennung des Peter-Behrens-Platz vor der Tabakfabrik in Friedl-Dicker-Brandeis-Platz – oder zumindest im Sinne einer Doppel-Benennung in Dicker-(Brandeis)-Behrens-Platz – angeregt. Denn Behrens, Pionier moderner Industriearchitektur, habe bereits kurz nach der NS-Machtergreifung mit Albert Speer an der Neugestaltung Berlins gearbeitet und sei damit belastet.

Der kaufmännische Geschäftsführer Gernot Barounig betonte, man habe gewusst, dass 2021 noch eine Herausforderung wird. Die Museen waren neun Wochen geschlossen, „die Monate August bis Oktober haben das Jahr halbwegs gerettet“ und es kamen insgesamt 40.000 Besucherinnen und Besucher (2020: 27.000). Das entspreche etwa 55 bis 60 Prozent eines „normalen“ Jahres. Für 2022 gehe man von 80 bis 85 Prozent Auslastung aus. Man habe auch das zweite Jahr unter Corona-Bedingungen gut gemeistert und dank vorausschauender Planung ausgeglichen budgetiert.

Leider sei die Basisfinanzierung der Stadt – 3,9 Millionen Euro – für 2022 um 150.000 Euro gekürzt worden, was man zum Großteil über ein Sponsoring aus dem Unternehmensnetzwerk der Stadt kompensieren möchte, war Barounig optimistisch. Das Gesamtbudget heuer betrage 4,6 Mio. Euro. Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) betonte, dass ein Doppelbudget 2022/23 ausverhandelt worden sei, mit einem zusätzlichen Budget für das kommende Jahr, wenn das Stadtmuseum Nordico zum 50-Jahre-Jubiläum eine neue Dauerausstellung bekommen werde.

Im Juni kommt die gebürtige Niederösterreicherin Iris Andraschek mit einer Werkschau in den großen Raum des Lentos. Ökologie, Landleben, Feminismus und Zusammenleben seien Andrascheks Themen, sagte die Lentos-Direktorin, die die Schau selbst kuratieren wird. Sie ist eine Kooperation mit der Kunsthalle Göppingen. Im Untergeschoß löst ab 18. März die österreichische Fotografin Inge Dick die bis in den Februar verlängerte Ida Maly ab. „jahres licht weiss“, ein Projekt zu den Jahreszeiten, steht im Mittelpunkt der Ausstellung.

Im Herbst folgt eine Ausstellung zu Herbert Bayer, die zeigen soll, wie er zu dem Künstler geworden ist, der er war, und welche Rolle Frauen dabei gespielt haben. Die Ausstellung gibt erstmals Einblicke in das gemeinsame Wirken von Joella und Herbert Bayer. Ins Untergeschoß kommt Karl Hauk, dessen Werk im öffentlichen Linzer Raum sichtbar ist (Uhr für die Linzer Tabakfabrik) und der erster Direktor der Kunstschule der Stadt Linz war.

Das Nordico Stadtmuseum, wo die Schau „Gebaut für alle“ bis Mai verlängert wurde, bringt anschließend den „Auftritt der Frauen“ mit Gastkuratorin Sabine Fellner. Die Ausstellung behandelt ausgehend von der Gründung des Linzer Kunstvereins 1981 die Jahre 1851 bis 1950. 31 Künstlerinnen waren in den 99 beleuchteten Jahren in Linz sichtbar. Bemerkenswert: „Es war in Linz nicht notwendig einen eigenen Künstlerinnenverein zu gründen, weil es als selbstverständlich angesehen wurde, dass auch Frauen im Kunstverein waren“, erklärte Nordico-Leiterin Andrea Bina. Die in Linz aufgewachsene Agathe Schwabenau war ausschlaggebend für Ausstellung. „Wir erzählen diese Zeit“ mit ihren zahlreichen Notizen und Erinnerungen.

Im Herbst präsentiert das Nordico „What the fem?“, in der es um feministische Interventionen und Positionen von 1950 bis 2022 geht. Auch Alltagsthemen kommen vor, viele Schlagwörter wie „Quotenfrau“ und „Femizid“ werden in der Ausstellung untersucht. Der Vorplatz des Stadtmuseums wurde noch im Herbst mit 25 Bäumen bepflanzt, die die Sitzmöglichkeiten beschatten sollen. Lang-Mayerhofer hob dieses „klimapolitische Signal“ der Entsiegelung, die kulturelle Bildung und den Frauen-Schwerpunkt in den Museen hervor.

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