AUDIO. Die Faszination des Eisenzähmens

Von Ullrich Kaiser

Das Tor zur ältesten noch betriebenen Hammerschmiede Europas ist weit geöffnet. Die Sonne empfängt mich, als ich mich auf den Weg zu Frank Wagenhofer mache. Auf einem der Häuser prangt die Jahreszahl 1465. „Damals wurde die Waffenschmiede von Herzog Georg dem Reichen erstmals erwähnt.

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Man erzählt sich heute noch, dass der Niederbayer von seinem Amtszimmer auf der Burghauser Burg das Feuer des Schmieds direkt sehen konnte. Ich kenne Frank und seine Familie schon sehr lange. Und doch ist es jedes Mal wieder ein besonderes Gefühl, dieses wunderschöne Fleckchen Erde zu betreten.

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Vor der Schmiede erstreckt sich ein kleiner See. Hier wird das Wasser des Wöhrbaches zum ersten Mal aufgestaut. „Es gibt eine Urkunde, die von Herzog Wilhelm IV. ausgestellt wurde. Sie sicherte dem Schmied das Wasserrecht und liegt heute noch im Hauptstaatsarchiv in München“, erzählt Frank.
Wasser, das die Stadt verbindet Wasser ist der Quell jeglichen Lebens.

In diesem Zuge haben alle mittelalterlichen Herrscher oftmals einen künstlichen Wasserlauf durch die Orte gezogen. So war es auch in Burghausen, dass rund 600 Jahre eine der bayerischen Hauptstädte war. Der Bach, den ich bei der Ankunft rauschen höre, schlängelt sich rund fünf Kilometer durch die alte niederbayerische Herzogstadt. Das Wasser spendete Energie beispielsweise für den Schmied, den Müller oder diente als Grundstoff für die Brauer.

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Im Falle Burghausens wurde das Wasser ab 1330 nochmals vor der längsten Burg Europas aufgestaut. So entstand ein See zur Abwehr von Feinden. Dieses 950 Meter lange Gewässer wandelte sich ab Ende des 19. Jahrhunderts zum Burghausen Freizeit-Kleinod. Letztendlich mündet der Bach in der Salzach, dem Fluss, der Burghausen durch den Salzhandel reich werden ließ. 70 bis 90 Liter pro Sekunde soll der moderne Hammerschmied pro Minute hinunterschicken, was aus unterschiedlichen Gründen nicht immer funktioniert. Sein mittelalterlicher Vorgänger hatte damit kein Problem, wohl aber mit den Anrainern, die sich gerne über zu wenig Wasserfluss beschwerten.

Schmieden für alle

Doch zurück zum modernen Schmied, der im richtigen Leben IT-Spezialist ist. Frank und seine leider verstorbene Frau Gerlinde übernahmen dieses Anwesen von ihrem Onkel. Mittlerweile steht sogar schon die nächste Generation bereit, denn deren Kinder Sebastian und Elena steigen heuer offiziell in die Tradition ein. „Es ist doch schön, wenn man so etwas gemeinsam machen kann. Für mich war nie irgendetwas Verpflichtung.

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Ich habe es immer gerne gemacht und jetzt machen wir gemeinsam weiter. Es ist einfach schön, wenn unsere Gäste nach einer Führung und einem Schmiedekurs mit lachenden Gesichtern heimgehen“, findet Sebastian. Es ist nicht einfach, ein solches Areal auch lebendig zu erhalten, deshalb ist es auch für alle offen. Als ich komme, höre ich schon lautes Hämmern aus der Schmiede. Neben der Eingangstür rauscht das Wasser des Baches und ich trete ein. 12 Leute haben ihren Spaß. Die Hämmer sausen auf das leuchtende Eisen nieder. „Es macht schon enormen Spaß“, sagt Martin.

Es hat diesen Kurs zum Geburtstag erhalten und hat Spaß daran. Die jungen Schmiede lernen, dass es nicht so günstig ist, wenn das Eisen zu heiß wird, weil es schmilzt. Dann zähmt das Feuer das, was die Menschenkraft gerne in Form bringen möchte.

Zwischen zirka 1200 und 800 Grad erschaffen Mensch und Hammer eine neue Form aus dem harten Klingenstahl. „So bei 700 Grad“, sagt Frank, „wird´s schon zach.“ Der konzentrierte Betrachter erkennt dies an der Farbe des Stabes. „Am Anfang lernen unsere Gäste immer das Spiel mit den Elementen Luft, Erde und Wasser“, unterstreicht Frank, der den Vormittag bestreitet. Ich schaue kurz vor der Mittagspause vorbei. Jetzt sind die begeisterten Jung-Schmiede schon im Team am Werk. Einer hält das Eisen. Abwechselnd sausen jeweils drei Hämmer auf das farbenfrohe Naturprodukt.

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Die Funken sprühen. „Um diese Schmiede zu erhalten, bieten wir Sax-Kurse an. Die Gäste können bei uns ein SAX-Messer schmieden. Ursprünglich ist es eine Hieb- und Stichwaffe, das kürzeste Schwert, das es gab. Die Sachsen nutzten es, daher kommt auch der Name“, erklärt Frank. „Ich weiß noch nicht genau, was ich mit dem Messer mache. Entweder ich nehme es in der Küche her oder ich stelle es in eine Vitrine und freue mich an dem Schönen, das er geschaffen habe“, strahlt Martin. Am Nachmittag glänzt dessen noch nicht ganz fertige Klinge in der Sommersonne. Auch Frank und sein Sohn Felix sind begeistert. Felix strahlt über das ganze Gesicht: „Mir gefällt es hier sehr gut, weil ich mich dafür interessiere. Ich bin froh, dass ich es mal geschafft habe.“

Ein Generationenprojekt lebt weiter


Ich verlasse die Schmiede und schaue hinters Haus. Ich genieße den Blick über den kleinen aufgestauten See. Der Schwan schwimmt herum und reinigt seine Federn. Alles geschieht in wunderbarer, friedvoller Harmonie. Die Enten erfreuen sich ebenfalls am kühlen Wasser und den angenehmen Temperaturen. Die Wassertiere haben sich zuvor gesonnt. Hinten im Stall schauen die Esel neugierig zu mir. Nach einer Runde schnuppern, genießen sie dann doch die Streicheleinheiten.

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Es ist genug Platz für alle da. Auch für die Schafe, die heute geschoren worden sind und sich versteckt haben. Hier in der Hammerschmiede es gibt also genug, was die Menschen, die sich für lebendige Heimatgeschichte interessieren, auch weiterhin entdecken dürfen. Mittlerweile krempelt die 8. Generation die Ärmel hoch und zeigt, welche Macht die Schwanzhämmer haben. Sie werden von der Wasserkraft angetrieben und erschaffen in zwei Minuten das, wofür vier Männer zwei Stunden brauchen würden. Doch heute haben sie Pause, was aber nicht die Bayernfahne gilt, die hoch über der Hammerschmiede zu den Böen des Sommerwindes tanzt.

Beitrag von Ullrich Kaiser

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