Jude, Brite, Zulu – Scatterling of Africa: My Early Years

Zwei Jahre nach seinem Tod erscheint die Autobiografie des Sängers und Aktivisten Johnny Clegg

© Piovanotto Marco

„Vos mit der Shwartzes und Johnele? Jeden Tag schleppt er einen neuen an …“ Die Großmutter ist skeptisch, warum tanzt und singt ihr Enkel mit schwarzen Straßenmusikern? Was die Jüdin im afrikanischen Exil damals noch nicht wissen konnte: In einigen Jahren wird die ganze Welt ihren „Johnele“ als „weißen Zulu“ kennen und ihm auf der Bühne zujubeln.

„Johnny Clegg trägt viele Hüte: Er ist Tänzer, Anthropologe, Sänger, Liedtexter, Akademiker und Aktivist“, hieß es aus dem Büro des südafrikanischen Präsidenten, als er Clegg einen Orden für dessen Lebenswerk verlieh.

Jetzt ist posthum die Autobiografie des südafrikanischen Ausnahmekünstlers erschienen: Scatterling of Africa: My Early Years. Darin begibt sich Clegg erneut auf die Suche nach seiner kulturellen Identität – eine Suche, wie sie wohl selbst im Vielvölkerstaat Südafrika nur wenige Menschen durchleben.

Jonathan Clegg wurde 1953 in England geboren, seine Eltern trennten sich aber früh, und seine Mutter ging mit dem zweijährigen Johnny in ihre Heimat Simbabwe zurück. Als sie einen südafrikanischen Journalisten heiratete, kam ein weiterer Umzug.

Und so kam Johnny nach Johannesburg. Als Teenager trieb er sich in Townships herum, die eigentlich für Weiße verboten waren. Er lernte die Sprache der Zulus, ihre Lieder und ihre Tänze.Johnny Clegg: „Als ich 14 war, lernte ich die Straßen-Gitarren-Musik der Zulus kennen. Meine Mutter war Jazz-Sängerin, und wann immer ich in meinem Zimmer probte, klopft sie an meiner Tür und sagte: ‚Du machst mich wahnsinnig. Das ist wie chinesische Folter!‘“

Johnny Clegg lehrte tagsüber an der Universität und trat abends in Townships auf. Er gründete Bands, die Juluka und Savuka hießen, und in denen Musiker aller Hautfarben zusammen spielten. Er nannte den Stil selbst Crossover.

Dabei vereinten sich westliche Popmusik mit Folk und den Rhythmen und Gitarrenklängen der Zulus. Er machte Weltmusik in Südafrika, noch bevor dieser Begriff Mode wurde. Öfter wurde Clegg vor Gericht gestellt, weil er gegen die Rassengesetze der Apartheid verstoßen hatte.

Hartnäckig hat er an seinem Ruf gearbeitet, dem des Weltmusikers mit politischem Biss. 1987 schrieb er das Lied „Asimbonanga“, das in Südafrika verboten war.

Der Durchbruch kam mit dem zweiten Album 1981, kurz darauf folgten internationale Auftritte. Für den Erfolg gab Clegg nicht nur seine Stelle als Anthropologe an der Uni Witwatersrand auf, er riskierte auch seine Freiheit. Dem Regime war es ein Dorn im Auge, als Cleggs Band über die Freilassung Mandelas aus der politischen Haft sang wie im Lied „Asimbonanga“: „Wir haben ihn lange nicht gesehen“. Er trat für Menschenrechte und Gleichberechtigung ein, dennoch verstand Clegg sich selbst nie als Politaktivist: „Ich habe die Politik nicht gesucht, sie hat mich gefunden.“

2019, kurz nach seiner Abschiedstournee, starb Johnny Clegg an Krebs. Doch er gilt weiterhin als Legende. Die »Times of Israel« nannte ihn „Südafrikas jüdischen Zulu“. Seine Botschaft sei für das Land „so wichtig wie eh und je“, sagen seine Söhne, denn „seine Geschichte ist ein Zeugnis für die Macht menschlicher Verbundenheit“.

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