Deutscher Schauspielstar Hardy Krüger 93-jährig verstorben

Der Schauspieler und Schriftsteller starb am Mittwoch im Alter von 93 Jahren in Kalifornien

Sein Sohn, Hardy Krüger jr., brachte seine Trauer mit bewegenden Worten zum Ausdruck: „Du hältst den Atem an, die Welt bleibt stehen (…). Was bleibt ist Liebe“, schrieb er am Donnerstag auf Instagram. „Hier ist nun der letzte Vorhang gefallen auf der Bühne der Welt und die Welt verneigt sich vor dir, Vater!“ Das Leben habe ihn reich beschenkt, schrieb er weiter. „Doch was mich wohl am meisten geprägt und inspiriert hat, bist DU! (…) Farewell my loved father …“

In rund 75 Filmen spielte der gebürtige Berliner, der lange in Kalifornien und Hamburg lebte, die Hauptrolle. Auf der Leinwand war er Großwildjäger und Offizier, Naturbursche und Sonnyboy. Der Blonde mit den blauen Augen und dem markanten Gesicht stand in Hollywood mit Kollegen wie James Stewart, Claudia Cardinale oder Sean Connery vor der Kamera. Er drehte mit Regisseuren wie Stanley Kubrick, Richard Attenborough und Laurence Olivier. Erst legte Hardy Krüger eine rasante Karriere im Nachkriegsdeutschland hin, dann war er als „German Hero“ und Frauenschwarm ein international gerngesehener Leinwandheld.

Ein „wunderschönes Leben“ habe er gehabt, befand er einst selbst und blieb bis ins hohe Alter „neugierig und hungrig“ auf noch mehr. Der „Weltenbummler“ war er nicht nur im Fernsehen, für das Krüger als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller der gleichnamigen Reihe spektakuläre Gegenden besuchte.

Hinaus in die Welt ging es für den jungen Hardy, bei Kriegsende gerade 17 Jahre alt, schon früh: Im Alter von 15 Jahren war der Sohn Hitler-begeisterter Eltern für den NS-Film „Junge Adler“ entdeckt worden, nach dem Krieg versuchte er in Hamburg sein Glück als Schauspieler. Ihm gelang eine Karriere auf deutschen Bühnen und als ewiger Sonnyboy in Unterhaltungsfilmen. Aber er paukte auch fleißig Englisch-Vokabeln und arbeitete an seinem deutschen Akzent. Als er in der britischen Produktion „Einer kam durch“ (1956) die Hauptrolle als deutscher Fliegeroffizier Franz von Werra übernahm, schaffte er auch international den Durchbruch.

In der englischen Presse wurde Krüger zum Botschafter seines Landes und in Hollywood öffneten sich die Türen. Krüger drehte mit John Wayne („Hatari!“, 1962) und mit James Stewart und Peter Finch („Der Flug des Phoenix“, 1965). In rund 75 Filmen war er Hauptdarsteller, neben Abenteuerrollen oft auch aufrechte Offiziersfiguren darunter. Zu einem Freund wurde ihm der französische Chansonnier Charles Aznavour seit dem gemeinsamen Antikriegsfilm „Taxi nach Tobruk“ (1960). „Auf Hardy kann man sich bedingungslos verlassen“, sagte Aznavour mal. Auch mit Catherine Deneuve, Yul Brynner, Orson Welles und Richard Burton stand Krüger vor der Kamera.

1963 erhielt die französische Produktion „Sonntage mit Sybill“ einen Oscar – „dass ihr Hauptdarsteller Hardy Krüger nicht nominiert war, lag an Hollywoods damaliger notorischer Scheu vor ausländischen Schauspielern“, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, als sie ihn zum 80. Geburtstag würdigte.

Mit seiner Rollenauswahl schaffte Krüger es, das negative Klischee des „hässlichen Deutschen“ auf der Leinwand zu überwinden. Und ihm gelang der Sprung vom ewigen Lausbub mit Strahleaugen aus lockeren Publikumsschlagern wie „Das Mädchen aus der Südsee“ (1950) zum ernst zu nehmenden Charakterdarsteller wie in Helmut Käutners moderner „Hamlet“-Version „Der Rest ist Schweigen“ (1959). „Ich habe mir eine Karriere aufgebaut, durch die Filme, die ich nicht gemacht habe“, sagte er selbst. Er habe sehr sorgfältig ausgewählt, mit welchen Filmemachern er arbeite – „dadurch war ich in der Nähe der besten Regisseure“.

Doch als aus dem Weltstar im Fernsehen der „Weltenbummler“ wurde, brach die internationale Karriere ab. „Sie können nicht ungestraft von Hollywood zehn Jahre lang wegbleiben“, sagte Krüger später. Gemeint war jene Zeit, als er mit persönlichen Reisetagebüchern das Fernsehpublikum faszinierte: Im TV erzählte er von 1987 bis 1995 für die ARD als „Weltenbummler“ von seinen Reisen. Außerdem schrieb der begeisterte Hobby-Flieger das Buch „Eine Farm in Afrika“. Krüger, der die „Hatari!“-Farm gekauft hatte, lebte lange in Tansania und ging mit seiner „Momella Game Lodge“ bitter pleite.

An die „Hatari!“-Dreharbeiten mit John Wayne erinnerte er auch gern mit einer Anekdote in einem seiner Bücher: „Bottoms up!“ – mit diesem Trinkspruch prostete Wayne ihm damals zu. Dabei war Krüger vor ihm gewarnt worden: „Trink niemals mit dem Mann. Und rede mit ihm nicht über Politik.“ Doch als er ihm gegenüberstand, kündigte Wayne sofort an: „Kid, wir heben nachher einen an der Bar.“ Krüger konnte sich noch mit drei Löffeln Maisöl präparieren und den „Brandy. Französisch. Dreistöckig“ auf einen Doppelten herunterhandeln, bevor es ernst wurde – und schließlich der Junge den US-Star unter den Tisch trank.

Seinen Memoiren „Wanderjahre“ folgten weitere Bücher wie „Zarte Blume Hoffnung“, nach langer Pause war er 2011 auch wieder in einem TV-Drama („Familiengeheimnisse“) zu sehen. Dreimal war Krüger verheiratet, seit 1978 mit Anita Krüger. Zwei seiner drei Kinder traten als Schauspieler in seine Fußstapfen.

Krüger selbst engagierte sich unterdessen für ein anderes Projekt: Wenige Tage vor seinem 85. Geburtstag startete er eine Initiative gegen rechte Gewalt. Bei ihm waren es die Schauspieler Hans Söhnker und Albert Florath, die seine Ansichten radikal veränderten. „In einem halben Jahr haben sie es geschafft, aus dem Adolf-Hitler-Schüler einen Anti-Nazi zu machen“, sagte er damals bei der Vorstellung des Projektes in Hamburg. Auch in seinem letzten Buch, „Was das Leben sich erlaubt – Mein Deutschland und ich“, nimmt er sich des Themas erneut an und erzählt von seinem Aufwachsen in NS-Deutschland.

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Krüger am Donnerstag als „großartigen Künstler“. Mit Hardy Krüger verliere das Land einen großen deutschen Schauspieler, der auf der Bühne genauso zu Hause gewesen sei wie vor der Kamera. „Sein Wirken war von spürbarer Leidenschaft zum Fach, von unvergleichlicher Wandlungsfähigkeit und von beeindruckender Ausdruckskraft geprägt.“ Zudem habe er als Autor und Weltreisender durch seine Reporten den Menschen andere Kulturen näher gebracht. „Wir werden Hardy Krüger ein bleibendes Andenken bewahren“, schrieb Steinmeier weiter.

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