Die Lichtkünstlerin Brigitte Kowanz ist 64-jährig gestorben. Das berichtet die Tageszeitung „Kurier“ online unter Berufung auf den Sohn der Künstlerin, Adrian Kowanz.
Ihm zufolge hat seine Mutter seit längerem mit einer schweren Erkrankung gekämpft, sich aber „nie davon unterkriegen lassen“ und bis zuletzt gearbeitet. Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) würdigte die Verstorbene als „Ausnahmeerscheinung“ und „großartigen Menschen“.
Kowanz widmete sich seit den 1980er Jahren dem ästhetischen Primat „Licht-Kunst mit Kunst-Licht“. In der Auseinandersetzung mit der allgegenwärtigen Beleuchtung, mit Licht-Information, Leuchtstoffröhren und Monitoren, wurde sie zu einer der bekanntesten Lichtkünstlerinnen.
2009 wurde sie mit dem Großen Österreichischen Staatspreis gewürdigt. Kowanz schaffe nicht nur „Malerei aus Licht und Schatten“, sondern mache auch „das Licht als Sichtbarkeitsmacher selbst sichtbar“, umriss der ehemalige mumok-Direktor Edelbert Köb, der Kowanz im Jahr 2010 eine Personale unter dem Titel „Now I see“ widmete, ihr Werk anlässlich der Staatspreis-Verleihung.
2017 vertrat Kowanz, die auch Mitglied im Österreichischen Kunstsenat war, gemeinsam mit Erwin Wurm Österreich bei der Biennale in Venedig, wo sie in einem Zubau einen eigenen „Licht-Pavillon“ kreiert hat. Kowanz „hat den Bildbegriff in Richtung Licht erweitert“, würdigte Biennale-Kommissärin Christa Steinle die Künstlerin. Bereits 1984 wurden Arbeiten von ihr auf der Biennale in Venedig ausgestellt.
Kowanz wurde am 13. April 1957 in Wien geboren und studierte von 1975 bis 1980 an der Hochschule (nunmehr: Universität) für angewandte Kunst. Von 1997 bis 2021 hatte sie dort eine Professur für Transmediale Kunst inne.
Oft wurde die Künstlerin als „Botschafterin des Lichts“ bezeichnet. 2018 erhielt sie den Deutschen Lichtkunstpreis, weil sie in ihrem Schaffen die Phänomene Licht und Schatten, Raum und Zeit reflektiere, wie es in der Begründung hieß.
Ihr besonderes Interesse galt Raumbildern und Lichtinstallationen sowie Interventionen im architektonischen Bereich. Dabei verwendete sie Licht als Transportmedium von codierter Information: Zahlenreihen, Morsezeichen oder sprachliche Wandlungen finden sich darin. Damit hinterfragte sie die Wahrnehmung des Raumes und den Blick auf scheinbar alltägliche Dinge.
Solo-Ausstellungen hatte Kowanz u.a. in Eindhoven, München, Venedig, Berlin und Brüssel, weiters waren ihre Werke Teil zahlreicher Gruppen-Schauen. Interventionen im architektonischen Bereich gestaltete sie u.a. in der Arbeiterkammer in Linz, im Museum Liaunig (Neuhaus) sowie am Max Planck Institut für molekulare Biomedizin (Münster). Zu ihren jüngsten Arbeiten zählten die Installation „Lichtkreise“ auf der „Libelle“ genannten Aufbau auf dem Dach des Leopold Museums sowie die Installation „Sphere of Time“ auf dem Varta Haus gleich gegenüber dem Museumsquartier.
Kowanz‘ Arbeiten verdeutlichen, dass „der Diskurs über Malerei und Farbe entgegen dem herrschenden Zeitgeist buchstäblich im Licht konzeptueller und medienbezogener Überlegungen geführt werden konnte“, schrieb Kurator Rainer Fuchs in einem Text zur „Sprache des Lichts“. „Malerei und Farbe verknüpfte sie mit dem Phänomen des künstlichen Lichts, das im Zeitalter der neuen Medientechnologien längst als das eigentliche Trägermedium für Bilder und Botschaften fungierte.“
„Brigitte Kowanz war Zeit ihres Lebens eine Ausnahmeerscheinung: Sie war nicht nur eine international gefeierte Künstlerin, sondern auch ein großartiger Mensch“, reagierte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Mayer per Aussendung „mit großer Bestürzung“ auf die Todesnachricht. „Brigitte Kowanz hat der Kunst eine neue Dimension gegeben – indem sie mit dem realen Licht experimentierte und damit der Kunst einen nahezu naturwissenschaftlichen Charakter gab, ohne, dass dabei das Poetische verloren ging“, so Mayer. Kowanz habe Kunstgeschichte geschrieben. „Was uns bleibt, ist ihr Werk – und mit diesem hat sie unsere Herzen erleuchtet. Wir werden sie mit voller Bewunderung und Dankbarkeit in Erinnerung behalten.“
„Brigitte Kowanz war eine der bedeutendsten österreichischen Gegenwartskünstlerinnen, die vor allem durch ihre unterschiedlichen Zugänge zur Bildenden Kunst eine Entwicklung prägte, die zwischen Kunst und Wissenschaft die künstlerische Forschung maßgeblich vorantrieb“, zeigte sich auch Eva Blimlinger, Kultursprecherin der Grünen, über den Tod von Kowanz erschüttert.
Mit „großer Erschütterung und Trauer“ nahmen die Angehörigen der Universität für angewandte Kunst Wien die Nachricht vom Ableben „der Künstlerin, ehemaligen Professorin, Kollegin, Lehrenden und Forschenden und nicht zuletzt Freundin und jahrelangen Begleiterin“ Kowanz auf. „Österreich verliert eine außerordentliche Vertreterin der Bildenden Kunst unserer Zeit, die weit über die Grenzen unseres Landes hinaus, Anerkennung erlangt hat. Sie war ‚die‘ Vorreiterin eines medienübergreifenden Ansatzes in der Kunst, in dem sie Medienkunst und Bildhauerei unter Einbeziehung technisch-naturwissenschaftlicher Methoden miteinander in Beziehung gesetzt und neu definiert hat“, ließ der Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, Gerald Bast, in einer Mitteilung wissen.
Im vergangenen Studienjahr (2020/21) habe der Senat der Angewandten zum Abschluss ihrer 25-jährigen Lehrtätigkeit beschlossen, Kowanz mit dem Ehrenring der Universität für angewandte Kunst Wien auszuzeichnen. „Die feierliche Verleihung im Rahmen einer Festveranstaltung im Spätherbst 2021 konnte aufgrund der Covid-Krise leider nicht durchgeführt werden.“
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