Regisseur Peter Bogdanovich mit 82 Jahren gestorben

Als junger Regisseur in den 1970er Jahren wurde er als Hollywoods „Wunderkind“ gefeiert.

Nun ist Peter Bogdanovich, der durch Filme wie „The Last Picture Show“, „What’s Up Doc“ und „Paper Moon“ bekannt wurde, mit 82 Jahren gestorben. Nach Angaben seiner Tochter Antonia Bogdanovich starb er Donnerstagfrüh (Ortszeit) in seinem Haus in Los Angeles, wie die „New York Times“ und der „Hollywood Reporter“ berichteten. Sein Sprecherteam betätigte den Tod des Regisseurs.

Bogdanovich hatte in Hollywood ein großes Vorbild, „Citzen Kane“-Regisseur Orson Welles. „Ich habe Orson geliebt. Und ich glaube, er liebte mich tatsächlich auch“, sinnierte der Regisseur 2019 in einem Interview mit dem US-Kulturmagazin „Vulture“. Als der junge Regisseur 1971 mit „The Last Picture Show“ („Die letzte Vorstellung“) ein perfektes Porträt der amerikanischen Provinz in den 50er Jahren auf die Leinwand zauberte, wurde er über Nacht berühmt und mit dem Regie-Genie Welles verglichen.

Der jungen Schauspielerin Cybill Shepherd hatte Bogdanovich in seiner Texas-Nostalgie die Rolle der umschwärmten Schülerin Jacy gegeben. Es war auch der Beginn einer jahrelangen Affäre des verheirateten Filmemachers mit seiner Hauptdarstellerin.

Mit der Komödie „What’s Up Doc“, mit Barbra Streisand und Ryan O’Neal, und dem melancholischen Roadmovie „Paper Moon“, mit der jungen Tatum O’Neal, folgten weitere Erfolge. „Ich war heiß“, sagte Bogdanovich im „Vulture“-Interview. Man habe ihm damals die Regie von Filmen wie „Der Pate“, „Der Exorzist“, „Chinatown“ – „und nahezu alles“ – angeboten.

Kollegen reagierten am Donnerstag bestürzt auf die Todesnachricht. „Er war ein enger Freund und ein Meister des Kinos“, schrieb Regisseur Guillermo del Toro auf Twitter. Er habe „Meisterwerke“ geschaffen. „Ich bin am Boden zerstört. Er war ein wunderbarer und großer Künstler“, würdigte Francis Ford Coppola in einer Mitteilung laut „Deadline.com“ den Filmemacher.

„Peter hat mich immer zum Lachen gebracht“, schrieb Oscar-Preisträgerin Barbra Streisand (79) auf Instagram zu Schwarz-Weiß-Fotos von ihren Dreharbeiten für „What’s Up Doc“. Er werde „dort oben“ weiter für Lacher sorgen.

Bogdanovich sei für sie eine Vaterfigur gewesen, schrieb Tatum O’Neal (58) auf Instagram. Sie habe sich bei ihm sicher gefühlt. Dazu postete sie ein Foto und Video von den Dreharbeiten zu „Paper Moon“. Für ihren ersten Spielfilm, an der Seite ihres Vaters Ryan O’Neal, erhielt sie 1974 im Alter von zehn Jahren einen Oscar für die beste Nebenrolle. Sie spielte ein gerissenes kleines Mädchen, das sich während der großen Depression mit einem Trickbetrüger durchschlägt.

Bogdanovich machte häufig durch sein Privatleben Schlagzeilen. Bei den Dreharbeiten zu der Komödie „Sie alle haben gelacht“ (1981; „They All Laughed“) verliebte er sich wieder in eine Darstellerin, das Playboy-Model Dorothy Stratten. Deren Noch-Ehemann Paul Snider brachte die 20-Jährige um und tötete sich selbst. Nach Strattens Tod sei er völlig am Ende gewesen, erklärte Bogdanovich in „Vulture“.

Einige Jahre nach Strattens Tod heiratete der Regisseur deren jüngere Schwester, Louise, trotz eines Altersunterschiedes von knapp 30 Jahren. Die Ehe wurde 2001 geschieden.

Spielfilme inszeniert Bogdanovich später nur noch selten. Für „The Cat’s Meow“ holte er 2001 Kirsten Dunst vor die Kamera. In der Komödie „She’s Funny That Way“ ließ er seine Stars Jennifer Aniston, Owen Wilson, Rhys Ifans und Imogen Poots durch allerlei amouröse Verwicklungen stolpern. Den Film stellte er 2014 bei den Filmfestspielen in Venedig vor.

Einen Oscar hat Bogdanovich in seiner langen Karriere nicht erhalten, aber er ist Besitzer einer Grammy-Trophäe. Die verdiente sich der Regisseur mit seiner Musik-Dokumentation „Runnin‘ Down a Dream“ über die Band Tom Petty and the Heartbreakers. Er gewann den begehrten Musikpreis mit der Regie des „Besten Musik-Langvideos“.

Peter Bogdanovich wurde als Sohn eines im Mai 1939 aus Jugoslawien emigrierten Ehepaares geboren. Sein Vater Borislav Bogdanovich (1899–1970) war ein jugoslawischer Maler, seine Mutter Herma (1904–1978) entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie aus Wien, die 1932 nach Zagreb zog. Mit 15 Jahren stand Bogdanovich erstmals als Schauspieler auf der Bühne und absolvierte nach seinem Schulabschluss 1957 (an der elitären Jungenschule Collegiate School (New York City)) an der Stella Adler Theatre School in New York ein Schauspielstudium.

Peter Bogdanovich machte sich ab den frühen 1960er-Jahren zunächst als Filmkritiker und Biograf einiger Hollywood-Regisseure einen Namen. In dieser Zeit kuratierte er Filmprogramme am Museum of Modern Art, seine Kritiken veröffentlichte er vor allem im Magazin Esquire. In seinem Schreiben als Filmkritiker war Bogdanovich insbesondere von dem französischen Filmmagazin Cahiers du cinéma und der dort geprägten Auteur-Theorie beeinflusst. Der US-Filmkritiker Jim Hemphill schrieb über Bogdanovich, dass „keiner eine größere Zahl an bedeutenden Interviews mit den Regisseuren und Schauspielern, die für die kreativste und fruchtbarste Zeit des Hollywood-Kinos verantwortlich waren, durchgeführt hat“. Auch nach seinem Durchbruch als Regisseur betätigte Bogdanovich sich weiterhin als Filmhistoriker; in späteren Jahren war er für filmgeschichtliche Dokumentarfilme ein häufiger Gesprächspartner und sprach Audiokommentare zu zahlreichen DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen klassischer Filme ein.

Eine enge Freundschaft pflegte er insbesondere mit Orson Welles, der zeitweise sogar bei Bogdanovich im Haus lebte,[6] und über den er 1992 das Werk This is Orson Welles veröffentlichte. Das Buch ist eine Sammlung an Gesprächen zwischen den Regisseuren. Er führte außerdem Interviews mit Filmgrößen wie Howard Hawks, John Ford, Fritz Lang, George Cukor, Leo McCarey und Alfred Hitchcock. Dem beinahe vergessenen Regisseur Allan Dwan verhalf er durch sein Buch The Last Pioneer über ihn zu einer Wiederentdeckung. Im deutschsprachigen Raum erschienen Bogdanovichs Gespräche mit diesen und weiteren bekannten Regisseuren 2000 bei Hoffmans unter dem Titel Wer hat denn den gedreht?

Textquellen: Wikipedia

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