Ulrich Seidl kämpft bei der Berlinale um den Goldenen Bären

Das österreichische Filmschaffen wird bei der im Februar anstehenden 72. Berlinale inmitten der Corona-Pandemie ein starkes Lebenszeichen von sich geben. 

Allen voran wird Ulrich Seidl mit seinem neuen Spielfilm „Rimini“ über einen einst gefeierten Schlagerstar im Wettbewerb um einen der Bären kämpfen, wie bei der Präsentation am Mittwoch enthüllt wurde. Und auch Ruth Beckermann oder Kurdwin Ayub stellen neue Arbeiten bei der Berlinale vor – in der Sektion „Encounters“.

Seidls Werk mit Darstellern wie Michael Thomas, Hans-Michael Rehberg und Inge Maux ist eines von 18 Werken im Wettbewerb um die Goldenen und Silbernen Bären. Darunter finden sich sieben Regisseurinnen, etwa die deutsche Filmemacherin Nicolette Krebitz, die sich bei „AEIOU – Das schnelle Alphabet der Liebe“ auf ihre Hauptdarstellerin Sophie Rois verlassen kann, oder die Französin Claire Denis, die bei „Avec amour et acharnement“ (Both Sides of the Blade) auf Juliette Binoche setzt.

Der deutsche Regisseur Andreas Dresen ist mit „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ ebenso vertreten wie der südkoreanische Berlinale-Stammgast Hong Sangsoo mit „So-seol-ga-ui yeong-hwa“ („The Novelist’s Film“). Und bereits bekannt war, dass François Ozon sein neues Werk, die Fassbinder-Adaption „Peter von Kant“, als Eröffnungsfilm zur Weltpremiere bringen und damit auch am internationalen Wettbewerb teilnehmen wird.

Die weltweit gemeinsame Erfahrung der Pandemie schlage sich zumindest indirekt auch in den Filmen wieder, unterstrich der künstlerische Direktor der Berlinale, Carlo Chatrian, bei der Onlinepräsentation in Berlin: „Nie zuvor wurden bei uns so viele Liebesgeschichten eingereicht.“ Alte Meister und junge Wilden sähen sich teils auf derselben Wellenlänge, setzten vielfach auf Humor und visuelle Überraschungen.

Das gilt nicht zuletzt für die renommierte Sektion „Encounters“, bei der Österreich heuer gleich mit drei Werken vertreten ist. „Es geht hier um Filmemacher, die Filmkunst nicht als einen Standard verstehen, der erreicht werden muss, sondern als Experimentierfeld“, umriss Chatrian die Stoßrichtung. Hier wird Ruth Beckermann ihren Dokumentarfilm „Mutzenbacher“ präsentieren, in dem sie den Mutzenbacher-Roman als Ausgang für eine Erkundung der Prostitution von damals und heute nimmt. Und Kurdwin Ayub stellt hier „Sonne“ über drei Wiener Teenagerinnen vor, die in einen Social-Media-Sturm geraten. Und schließlich spielt die Komödie „A Little Love Package“ des gebürtigen Argentiniers Gastón Solnicki, eine österreich-argentinische Koproduktion, in einem als zeitlos charakterisierten, surrealen Wien.

All diese und noch zahlreiche weitere Arbeiten wollen die Berlinale-Macher ungeachtet der in Deutschland mittlerweile ebenfalls verzeichneten Rekordinfektionszahlen bei einer verkürzten Berlinale als Präsenzfestival vorstellen. Eröffnet soll wie geplant am 10. Februar werden, die Preisverleihung wurde indes auf den 16. Februar vorgezogen. Danach soll es mehrere Publikumstage bis zum 20. Februar geben.

Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) freute sich über die „starke österreichische Präsenz“ bei der diesjährigen Berlinale, mit der sich das aktuelle österreichische Filmschaffen „stark und jung, divers, bewährt anspruchsvoll und künstlerisch breit aufgestellt“ und sich einmal mehr „die Qualität und das Potenzial heimischer Talente“ zeige. Sie freue sich zudem, „dass durch die Berlinale-Einladungen auch die öffentliche Filmförderung in ihrem Engagement Bestätigung findet“, hielt Mayer in einer Aussendung fest.

Man habe bei den Filmen 15 Prozent mehr Anmeldungen als im Vorjahr zu verzeichnen gehabt, verwies die kaufmännische Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek auf das gestiegene Interesse. Zugleich habe man zur Pandemieprävention den Umfang bewusst reduziert, um die Mobilität und Publikumsballungen geringer zu halten.

So seien bei der Berlinale 2022 nun 256 Lang- und Kurzfilme zu sehen – nach 340 Werken in der Vor-Coronaausgabe 2020. Dafür werden die Kapazitäten in den Kinos begrenzt und eine allgemeine 2G-plus-Regel verordnet. Zutritt sollen demnach nur Menschen haben, die gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Infektion genesen sind. Außerdem braucht man einen Coronatest (2G-plus) und einen Mund-Nase-Schutz. Partys und Empfänge sind gestrichen, und der wichtige European Film Market als Messe und die Reihe Talents für junge Filmschaffende werden hingegen ausschließlich im Netz stattfinden.

Entschieden über die Bären wird wieder von der Jury unter ihrem heurigen Präsidenten M. Night Shyamalan, dem legendären Horrorregisseur („The Sixth Sense“). Bereits fest steht dabei, dass Frankreichs Leinwanddiva Isabelle Huppert den Goldenen Ehrenbären der Berlinale für ihr Lebenswerk bekommen und mit einer Auswahl ihrer Filme geehrt wird.

Ebenfalls bereits seit längerem fest stehen die heurigen zehn „Shootingstars“, also Jungschauspieler und -schauspielerinnen, auf die beim Festival ein besonderer Fokus geworfen wird. Österreicher finden sich heuer nicht darunter, sondern aus Deutschland Emilio Sakraya, Gracija Filipović aus Kroatien, die Dänin Marie Reuther, die Französin Anamaria Vartolomei, die Irin Clare Dunne sowie Hanna van Vliet aus den Niederlanden, der Portugiese João Nunes Monteiro, der Slowene Timon Sturbej, die Schwedin Evin Ahmad und die Schweizerin Souheila Yacoub.

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