Jüdisches Museum würdigt die „Wiener Rothschilds“

Das Jüdische Museum Wien hat sich – nachdem es sich zuletzt bereits den Ephrussis gewidmet hat – wieder daran gemacht, die Spuren einer einst bedeutenden jüdischen Familie zu beleuchten. In der Schau „Die Wiener Rothschilds.

Ein Krimi.“ wird die vielgestaltige, beeindruckende und oft dramatische Geschichte der Dynastie erzählt. Die Rothschild sind heute in der Stadt kaum mehr präsent, und wenn, dann oft in einer höchst abwertenden Form: als antisemitisches Klischee.

Der Aufstieg der Familie begann Anfang des 19. Jahrhunderts in Frankfurt, wie Museumsdirektorin Danielle Spera bei der Präsentation am Donnerstag erläuterte. Mayer Amschel Rothschild, der aus eher ärmlichen Verhältnissen stammte – und angeblich in einem Haus mit namensgebenden rotem Türschild wohnte – schickte seine Söhne in verschiedene Länder. Einer davon, Salomon von Rothschild, kam 1821 nach Wien, wo rasch ein gesellschaftlicher Aufstieg erfolgte. Er wurde Bankier von Staatskanzler Metternich und auch erfolgreicher Unternehmer.

Das erste Wiener Familienoberhaupt und auch die nachfolgenden Generationen investierten in die Errungenschaften der Industrialisierung, also in Dampfschiffe, in die Mineralölverarbeitung oder in die Eisenbahn. Nordbahn und Nordbahnhof wurden von der Familie maßgeblich finanziert. Beim heute nicht mehr existierenden Bahnhofsgebäude (heute Bahnhof Praterstern, Anm.) stand einst auch eine Statue von Salomon von Rothschild – oft der erste Anblick für eintreffende galizische Juden. „Man konnte zurecht sagen, es war die österreichische Freiheitsstatue“, versicherte Spera.

Auch als Förderer von Kunst und Kultur machten sich die Rothschilds einen Namen. Ein in diesem Zusammenhang eher ungewöhnliches Objekt hat den Weg in die Schau gefunden: Ein präpariertes Krokodil, einst eine Schenkung der Familie an das Naturhistorische Museum. Das imposante Tier, das von einer Jagdreise nach Afrika stammt, schwebt nun in luftiger Höhe im Haus in der Dorotheergasse.

Auch eine massive steinerne Sphinx wurde in der Ausstellung, die von Gabriele Kohlbauer-Fritz und Tom Juncker kuratiert wurde, postiert. Es handelt sich um eines der letzten Überbleibsel des Palais von Albert Rothschild in der Prinz-Eugen-Straße. Das prunkvolle Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der Familie verkauft und wenig später abgerissen. Heute befindet sich dort der Sitz der Arbeiterkammer. Die Sphinx wurde nach umfangreichen Recherchen in einem Privatgarten in Wien-Liesing aufgespürt, wie das Kuratorenduo berichtete.

Die Rothschild-Dynastie: Wie mächtig ist die Familie wirklich? | Galileo | ProSieben

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